Fuf68_Cover.jpg

AUFBRUCH. REGISSEURINNEN DER 60ER

Frauen und Film, Heft 68, Herausgeberinnen des Heftes: Borjana Gakovic und Sabine Schöbel

Herausgeberinnen der Reihe: Annette Brauerhoch, Heike Klippel, Gertrud Koch, Renate Lippert, Heide Schlüpmann

(Stroemfeld Verlag, Frankfurt am Main 2016)


Im Herbst 2015 fand im Zeughauskino im Deutschen Historischen Museum in Berlin eine Retrospektive statt mit dem Titel AUFBRUCH DER AUTORINNEN. DIE REGISSEURINNEN DER 60ER JAHRE IN EUROPA UND DIE HELDINNEN IHRER FILME. Die dort präsentierten 21 Spielfilme von 18 Filmemacherinnen aus 7 Ländern machten deutlich, dass es in den 1960er Jahren in Europa einer ersten Generation von jungen Frauen gelang, als Autorinnen abendfüllende Kinofilme zu drehen. Die Veranstaltungsreihe belegte außerdem die These, dass der kritische Blick dieser jungen Frauen auf die in Ost- wie in Westeuropa von Männern dominierten Lebenswelten ein ebenso grenz- und systemüberschreitendes Phänomen war wie die - ödipale - Rebellion der jungen Regisseure gegen die überkommenen gesellschaftlichen Strukturen und filmischen Konventionen dieser Zeit.


Diese Regisseurinnen, die sich als Einzelkämpferinnen verstanden und die nie zusammen aufgetreten sind, stehen in der Filmgeschichte zwischen der feministisch geprägten Generation von Filmemacherinnen der 1970er und 1980er Jahre und singulären Figuren der früheren Filmgeschichte. Neben Filmen der renommierten Vertreterinnen der „European Sixties“ Věra Chytilová, Agnès Varda und Mai Zetterling wurde auch das Frühwerk von Filmemacherinnen gezeigt, die erst später bekannt wurden wie etwa Lina Wertmüller, Marta Meszáros, Liliana Cavani, Judith Elek und Kira Muratowa. Regelrechte Entdeckungen für das Publikum waren die fast unbekannten Arbeiten von Anna Gobbi, Paula Delsol, Nadine Trintignant und Lívia Gyarmathy.


Das Heft Nr. 68 der Zeitschrift FRAUEN UND FILM dokumentiert nun zum einen Filmauswahl, Vorträge und Gespräche des Projektes AUFBRUCH DER AUTORINNEN. Zum anderen werden Interviews mit Nelly Kaplan, Judit Elek, Lívia Gyarmathy und Ula Stöckl veröffentlicht, die anlässlich der Veranstaltung gemacht wurden. Eine ganze Reihe weiterer Textbeiträge beschäftigt sich z.B. mit dem Verhältnis von Dokumentarischem und Fiktion in den Spielfilmen von Chytilová und Elek, dem kulturhistorischen Kontext von Cleo de 5 à 7 von Agnès Varda, dem Zusammenhang von Phantasie und feministischer Utopie bei Stöckl, Zetterling und Tringnant sowie der Bedeutung von Tausendschönchen von Věra Chytilová für das filmhistorische Projekt. Das Heft vereint Beiträge von über 20 AutorInnen, Kinomacherinnen, Regisseurinnen und WissenschaftlerInnen, größtenteils nahmen diese bereits am Festival 2015 als Expertinnen und Vertreterinnen der (Berliner) Frauenfilmgeschichte teil. (sasch)



Sabine Schöbel

DIE ZWEI. Weibliche Doppelfiguren im europäischen Aufbruchskino der 60er Jahre

(Verlag Dr. Kovač, Hamburg 2009)


"Die kulturwissenschaftliche Frage nach dem Zusammenhang von Revolutionskunst, Allegorie der Freiheit und weiblichem Subjekt steht am Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchung. Basierend auf einem Korpus von 29 Filmen `von Frauen über Frauen´ untersucht die Autorin den Anteil der Regisseurinnen am europäischen Aufbruchskino. Sie fokussiert dabei auf das Erzählmotiv der doppelten Heldin in den Filmen von Agnès Varda, Vera Chytilová, Ula Stöckl, Marta Mészáros, Lina Wertmüller und Marguerite Duras.

In ihm scheint die filmische Identifikation der Zuschauerin auf und das in der Filmgeschichte neue Gespann von Regisseurin und Schauspielerin. Der Aufbruch der Autorinnen zeigt hier seine den „Einbruch der Erzählung“ forcierende Kraft." (sasch)



DISS-Cover-DIE-ZWEI

AUFBRUCH DER AUTORINNEN – DIE REGISSEURINNEN DER 60ER JAHRE UND DIE HELDINNEN IHRER FILME