Istenmezején 1972-73-ban

Istenmezejé, ein ungarisches Dorf 1972-73

H 1973, R/B: Judit Elek, K: Elemér Ragályi, György Pintér, Péter Jankura, 81’, 35 mm, OmU


SO 30.10. um 14.30 Uhr · Einführung: Sabine Schöbel


Nachdem die Vorarbeiten für ihren zweiten Spielfilm Martinovics Anfang der 1970er Jahre von den staatlichen Behörden abgebrochen werden, verlegt sich Judit Elek erneut auf den Dokumentarfilm und die Arbeit fürs Fernsehen. Zwei Jahre lang dreht sie mit ihrem Kameramann in einer Bergarbeiterregion, die bekannt dafür ist, dass hier Mädchen sehr jung verheiratet werden. In ungewöhnlich freier Form entsteht die Milieustudie einer Dorfgemeinschaft, die gleichermaßen durchdrungen ist von Sozialismus und archaisch anmutenden patriarchalen Strukturen. Die Regisseurin zeigt uns eine Gesellschaft, in der jeder jeden kontrolliert und in der individuelle Freiheiten kaum geduldet werden. Nach der Volksschule werden die Mädchen gedrängt, einen der gut verdienenden Minenarbeiter zu heiraten. Sie sollen selbst keinen Beruf erlernen, allenfalls dürfen sie ein paar Wochen im Jahr in Brigaden bei der Ernte helfen. Die Regisseurin ist mit den Protagonistinnen sehr vertraut. Mit der einen scheint sie bei der Brotzeit im Feld herumzuhängen, die andere zeigt sich ihr turtelnd mit dem von allen angefeindeten Liebsten in der Disco. Die junge Dreherin, die sich geweigert hat zu heiraten, weil nur „Säufer und Schläger“ zur Auswahl standen, erzählt vom Selbstmord des Vaters. (sasch)


Vor der Vorführung von Istenmezején wird die Publikation zur ersten Ausgabe des Festivals von der Herausgeberin Heide Schlüpmann und Redakteurin Borjana Gaković vorgestellt. Die unter dem Titel AUFBRUCH. Regisseurinnen der 60er Jahre erschienene Ausgabe 68 der von Helke Sander 1974 gegründeten Zeitschrift Frauen und Film versammelt Beiträge von über 20 Autor*innen. Sie dokumentiert darüber hinaus das Programm und das Podiumsgespräch der Veranstaltung 2015.




Istenmezején 1972-73-ban

Istenmezejé, ein ungarisches Dorf 1972-73

When preparations for Martinovic, her second feature in the early 1970s, were interrupted by the authorities, Judit Kelek decided to change her focus both to documentaries as well as working for television. She then spent two years working with her cinematographer, shooting in a mining region known for the fact that girls there get married off very young.

In unusually free form, a milieu study of life in the film in which socialism plays a crucial role while seemingly archaic, patriarchal systems remain in place, with villagers keeping a controlling eye on each other. Individual freedoms are not tolerated.

After completing primary school, girls were pressurised to marry a miner with a decent income. Girls were not encouraged to learn a profession with the possible exception of a few weeks of work as part of a harvest brigade. The director clearly has a close relationship with her protagonists. She spends time just hanging out with one of them during a break in work in the fields. One character flirts with the person the others can't stand at the disco. A young lathe operator refused to get married because all of the men who she could chose from were “drunkards and violent bullies”, as she tells the audience both that and about her father's suicide. (sasch)


Before the screening of Istenmezején, the publication accompanying the first part of the festival will be presented. Entitled AUFBRUCH. Regisseurinnen der 60er Jahre (The Rise of women directors in the 1960s) this, the 68th edition of the periodical that Helke Sander established in 1974, Frauen und Film (Women and film) with more than 20 contributors, documenting the programme and the panel discussions that took place in 2015.

AUFBRUCH DER AUTORINNEN – DIE REGISSEURINNEN DER 60ER JAHRE UND DIE HELDINNEN IHRER FILME